****** Das neue lang erwartete Album ist da! Prog vs. Punk vs. Pop! Gibt es diesen Widerstreit eigentlich tatsächlich? Anscheinend ja. Auf jeder Seite gibt es Hardliner, die alles, was aus einem der anderen Lager stammt bis auf Blut verabscheuen. Aber es gibt auch mehr als genug Überläufer, Doppelagenten und scheinbare Verräter, die es mit der Linientreue nicht so genau nehmen. Biffy Clyro sind jedenfalls der zweiten Gruppe zuzuordnen. Unabhängig davon, wie die Band ihre Musik selbst beschreibt, werden die Briten in jedem zweiten Artikel unterschiedlich katalogisiert. Mal ist es Progrock mit Popappeal, mal Poppunk mit Progappeal. Für Menschen, die solche Schubladen brauchen (ja ich zähl mich freiwillig dazu), wird es mit dem neuen Album "Puzzle" auch nicht unbedingt einfacher. Direkt auf den ersten Blick werden allerdings einige Änderungen deutlich: Wechsel zum Majorlabel, Mitarbeit von Starproduzent GGGarth (RATM) und Coverdesigner Storm Thorgusson (Pink Floyd, Muse). Der Sound ist glasklar, die Gitarrenriffs hammerharte Bretter. Musikalisch bewegen sich Biffy Clyro immer noch irgendwo zwischen den Koordinaten Jimmy Eat World, My Bloody Valentine und purer Kreativität. Letztere sorgt für den einzigartigen Sound, den die Band auch auf dem neuen Album wieder kreiert. Denn durch die auf den ersten Blick traditionellen, poppigen Songstrukturen ziehen sich immer wieder kleine oder auch größere Schnörkel. Das äußert sich mal durch den plötzlich einbrechenden Vierviertel-Takt ins schiere Chaos, mal durch ungewöhnliche Instrumente, wie das plötzlich auftauchende Glockenspiel in "Love Has A Diameter". Man kann Biffy Clyro für diese Unberechenbarkeit lieben, man kann sich aber auch fragen, ob nicht einige der Songs mit dem ein oder anderen Tempowechsel oder sonstigen Spielereien weniger ausgekommen wären und vielleicht eine noch mitreißendere Wirkung erzielt hätten. Die pompös-hämmernde Orchestrierung im Opener "Living Is A Problem Because Everything Dies" nervt so zum Beispiel auf die Dauer erheblich. Dennoch haben Biffy Clyro mit "Puzzle" ein Album mit wunderschönen Melodien und schmissigen Songs erschaffen. Ob man es für das Meisterwerk hält, zu dem "Puzzle" von der britischen Musikpresse gemacht wird, hängt vermutlich davon aus welchem Lager man stammt: Prog, Punk oder Pop. 5* meinerseits, kann aber noch fallen oder steigen!
EDIT: Es ist gestiegen, und wie. =) Sechs Sterne natürlich.
Last edited: 06.10.2007 03:40 |